"Nothing beats the fantasy" - Warum in toxischen Beziehungen mit einem Narzissten die Trennung so schwer fällt.
Nichts hält Menschen so extrem in einer toxischen Beziehung fest wie die Hoffnung auf ein Happy End. Als Coachin und Expertin für Narzissmus, toxische Beziehungen und Selbstbestimmtheit habe ich viele Menschen gesehen und begleitet, denen es unglaublich schwergefallen ist, sich aus einer toxischen Beziehung mit einem Narzissten zu lösen.
Warum ist das so?
Nach meiner langjährigen Erfahrung gibt es zwei wesentliche Faktoren:
Manipulation durch den Narzissten
Zum einen, weil Narzissten – besonders grandiose – sehr extrovertiert, wortgewandt, charismatisch, witzig, intelligent sind, den Raum einnehmen, gerne im Mittelpunkt stehen, die besten Geschichten erzählen und auf den ersten Blick sogar einfühlsam wirken. Der „Traummann“ schlechthin.
Aber Vorsicht: Es ist der Wolf im Schafspelz. Vieles erscheint „too good to be true“ – und das ist es auch.
Narzissten sind Meister der Manipulation.
Sie beobachten ihr Gegenüber ganz genau, analysieren alles und merken sich jede Information, um sie später gegen die Person zu nutzen – besonders dort, wo Schwachstellen sind.
Letztlich geht es Narzissten mit stark ausgeprägtem narzisstischen Verhalten um Dominanz, Macht und Kontrolle.
Natürlich gibt es auch Narzissten, die nicht so zerstörerisch erscheinen und im Alltag sogar umgänglich wirken. Solange ihre narzisstische Zufuhr gesichert ist, geht es ihnen gut. Doch wenn diese wegfällt, ihr Ansehen bedroht ist oder sie Kritik erfahren, können sie sehr gefährlich werden.
Sie manipulieren ihr Opfer so lange, bis es emotional und manchmal auch finanziell von ihnen abhängig ist. Das Opfer verliert zunehmend an Selbstwert, spürt die eigenen Bedürfnisse nicht mehr und verliert die Grenzen – denn diese wurden durch den Narzissten systematisch überschritten.
2. Die Hoffnung auf ein Happy End
Zum anderen hat die von Narzissmus betroffene Person (meistens eine Frau) einen tiefen Wunsch, dass „doch noch alles gut wird“. Dass es noch ein Happy End gibt und der Narzisst wieder so liebevoll wird wie am Anfang.
Sie tut alles dafür:
bemüht sich extrem,
strengt sich an,
achtet auf ihr Aussehen,
kocht sein Lieblingsessen,
versucht perfekt zu sein –
… nur um endlich die Zuneigung und Liebe zu bekommen, die sie sich so sehr wünscht.
Bei verdeckten Narzissten verstärkt sich dieses Muster noch, weil diese über Mitleid und Opferrolle manipulieren.
Nicht selten handelt es sich dabei um nach außen starke, erfolgreiche Frauen, die durch Kindheit, Elternhaus oder berufliche Leistungskultur gelernt haben:
„Ich bin nur etwas wert, wenn ich funktioniere und perfekt bin.“
Viele hatten bereits in der Kindheit einen narzisstischen Elternteil (oder im schlimmsten Fall beide) und wurden wiederholt abgewertet. Diese Prägung – so schmerzhaft sie ist – wird zum emotionalen Zuhause des inneren Kindes. Das Unterbewusstsein (95 % unserer Psyche) sucht später unbewusst nach vertrauten Mustern, selbst wenn sie destruktiv sind.
Auch wenn wir uns mit unseren bewussten 5 % vornehmen, „nächstes Mal wähle ich einen anderen Partner“, zieht das Unterbewusstsein uns zurück in das, was es kennt. Für Narzissten ist das ein gefundenes Fressen, denn sie spüren genau, wer ein Selbstwertproblem hat und wer nicht.
Darum ist der Weg in eine toxische Beziehung – oft ein Selbstwertthema – auch der Weg hinaus:
Die eigenen Muster anschauen, bevor man in eine neue Beziehung geht.
Hilfreiche Fragen sind:
Warum bin ich in eine toxische Beziehung geraten?
Was hat mich hineingezogen?
Woher kenne ich dieses Verhalten aus meinem Leben?
Der Narzisst wird sich nicht ändern, denn Narzissmus bedeutet: „Die anderen sind schuld.“
Er zieht weiter – von Partner zu Partner, von Job zu Job.
Die Veränderung kann niemals von ihm kommen, weil ihm Empathie fehlt und er sein Verhalten nicht reflektieren kann.
Die Veränderung kann nur durch dich kommen – indem du dich über Narzissmus informierst und dich innerlich stärkst, um toxischen und narzisstischen Personen keinen Platz mehr in deinem Leben zu geben.
Du bist mehr wert!
Von Herzen,
Juliane
